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Folgen nur zu schmählichen Frieden zu Lüneville zu Stande. Zum
ersten Male seit dem Beginn der Revolution hatte Frankreich jetzt mit
allen seinen Feinden, auch mit England, Frieden; Napoleon war der
Retter seines Vaterlandes von äußeren Feinden. Aber auch in dessen
Innerem wollte er Ordnung, Ruhe und Sicherheit wieder herstellen und
zeigen, daß er auch außer dem Schlachtfelde groß sein könne. Er legte
jetzt die nützlichsten und prachtvollsten Kanäle an; Handel, Künste und
Wissenschaften bekamen in Frankreich einen ganz neuen Schwung. Als
sein bestes Werk aber sah er das Gesetzbuch an, welches seinen Namen
rühmlichst der Nachwelt überliefert. Ungeheuer war die Bewunderung,
die ihm zu Theil ward. Und durch seine ruhmvolle Thätigkeit, wie
durch seine Klugheit, wußte er es dahin zu bringen, daß ihn die Fran-
zosen zuerst (1802) zum lebenslänglichen Consul, und zwei Jahre
später (1804), zum Kaiser ernannten. In so kurzer Zeit war Napo-
leon vom armen Lieutenant zum Kaiser eines der ersten Reiche der Welt
emporgestiegen.
Doch so erstaunenswerth dies alles ist, fast noch mehr Staunen
müssen die Ereignisse der folgenden 8 Jahre erregen. Nur weniges sei
aus dieser Zeit erzählt, nur so viel, daß man erkenne, es habe kein
Größerer und Mächtigerer das Jahrhundert begonnen, als Napoleon.
Vor ihm schien alles Alte zu sinken, und es entstanden die gewaltsamsten
Veränderungen in allen Reichen Europas. Hatten aber vorher die Fran-
zosen überall Republiken errichtet, so wurden diese jetzt wieder in König-
reiche verwandelt. Napoleon selbst setzte sich die Krone des Königreichs
Italien auf, sein Schwager Mürat ward König von Neapel, sein
Bruder Ludwig König von Holland. Um diese Zeit sank aber auch
das römische Reich deutscher Nation, das seit Karls des Großen
Zeiten trotz mancher Leiden und Kämpfe ein ganzes Jahrtausend so
glorreich bestanden hatte, zusammen. Denn Kaiser Franz Ii, legte
1806 die deutsche Kaiserkrone nieder und wollte fortan nur Kaiser von
Österreich sein. An des deutschen Reiches Stelle trat der Rheinbund,
dem viele deutsche Fürsten beitraten, unter der Leitung Napoleons; und
war vorher schon viel mediatisirt und säcularisirt worden, so ward
jetzt noch viel willkürlicher mit den deutschen Fürsten und Herren und
ihren Besitzungen umgegangen. Ja in Deutschland selbst bildete der
Mächtige aus den Ländern des vertriebenen Kurfürsten von Hessen,
des Herzogs von Braun schweig und anderen Landestheilen ein eigenes
Königreich, Westphalen, welches er seinem Bruder Hieronymus gab.
Länder und Völker wurden verschenkt, Königs- und Fürstenkronen waren
ein Spiel in der Hand des Gewaltigen, der auch die spanische und
portugiesische Königsfamilie nicht ohne schmählichen Verrath vom Throne
stieß und seinen Bruder Joseph zum König Spaniens erhob. Frei-
lich geschah dies alles nicht ohne gewallige Kämpfe, Kriege entstanden
aus Kriegen, und der Kanonendonner hallte von den Gestaden der Ostsee
bis in die Schluchten der Pyrenäen und an den Felsen von Gibraltar
wieder. Nur einige aber von den merkwürdigsten Schlachten mögen
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Napoleon Ludwig_König Ludwig Karls Franz_Ii Franz Napoleons Joseph
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich England Frankreich Europas König- Italien Neapel Holland Rheinbund Deutschland Hessen Spaniens Ostsee
Hrsg.: Steinweller, F., Sieber, Hermann, Paust, J. G., Rohn, R. A.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
68
§ 31. Friedrich Wilhelm Ii. und die Französische Revolution.
Verhältnisse, in der Abschaffung des Christentums u. s. w. das Heil des
Volkes erblickten.
Darum fanden die Rufe nach Freiheit und Gleichheit, die aus Nord-
amerika herübertönten, in Frankreich offene Ohren. Dort hatten sich in
langem Kampfe die englischen Kolonieen von ihrem Mutterlande losgerissen
und zu der Republik der „Vereinigten Staaten" zusammengeschlossen. Die
Unzufriedenheit wuchs im französischen Volke in erschreckender Weise. 1774
starb Ludwig Xv., und Ludwig Xvi. bestieg den Thron. Das war ein
einfacher, edler Mann, der mit seiner Gemahlin, einer Tochter Maria The-
resias, die aber den Franzosen als Ausländerin verhaßt war, des Landes
Bestes wollte. Aber das Verderben konnte er nicht aufhalten; er mußte
die Sünden seiner Väter büßen.
3. Ausbruch der Revolution. Ludwig Xvi. berief 1789 die National-
versammlung; die sollte raten helfen, wie die Geldnot beseitigt werden könne.
Da aber die Vertreter des Adels und der Geistlichkeit ihre Vorrechte nicht
aufgeben wollten, so erklärten die bürgerlichen Abgeordneten, daß sie allein
die wahren Vertreter des Volkes seien. Durch die Erstürmung der Bastille
(eines großen Gefängnisses in Paris) (14. Juli) und durch seine von einem
wüsten Pöbelhaufen erzwungene Übersiedelung von Versailles nach Paris
sah sich der König genötigt, alle Wünsche der Nationalversammlung zu
erfüllen. Der Staat erhielt eine neue Einteilung, die Macht des Königs
wurde ungemein beschränkt, der Adel und die Geistlichkeit verloren alle
Vorrechte, die Kirchengüter wurden eingezogen und die Mönchsorden auf-
gehoben. Alles dies erkannte der friedliebende König an; aber noch war
man in Paris nicht zufrieden, darum floh der um seine Sicherheit besorgte
König im Juli 1791 aus Paris. Aber er wurde erkannt, zwangsweise
nach der Hauptstadt zurückgeführt und hier wie ein Gefangener gehalten.
Schließlich erklärte man ihn für abgesetzt. Er wurde als Landesverräter
zum Tode verurteilt und unter dem Jubelgeheul des entmenschten Pöbels am
21. Januar 1793 hingerichtet. Seine unglückliche Gemahlin ereilte das-
selbe Geschick. — Eine wahre Schreckensherrschaft begann nun in Frank-
reich. Auf den bloßen Verdacht hin, Feinde der neuen Regierung zu sein,
wurden Tausende eingekerkert und ohne Recht und Urteil dem Fallbeil
(Guillotine) überliefert. Dazu herrschte eine schreckliche Hungersnot. Nie-
mand mochte mehr arbeiten; kein Mensch traute mehr dem andern; darum
stockten Handel und Gewerbe. Alle Kreise litten Not, die jeweiligen Macht-
haber und deren Freunde ausgenommen. Diese Freiheitsapostel schwelgten
und bereicherten sich und zeigten sich als die schlimmsten Tyrannen.
Robespierre, Danton und andere Schreckensmänner herrschten unumschränkt.
Das Christentum und die christliche Zeitrechnung wurden abgeschafft, dafür
wurde die Tugend und die menschliche Vernunft an heiliger Stätte ver-
ehrt; der liebe Gott galt als abgesetzt. Nachdem Robespierre seine Ge-
nossen dem Henker überliefert hatte, endete auch er, des Verrates an der
Republik angeklagt, unter der Guillotine. Und nun traten gemäßigtere
Männer an die Spitze der Regierung.
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amerika Frankreich Paris Versailles Paris Paris Paris Frank-
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§ 31. Friedrich Wilhelm H. und die Französische Revolution.
Verhältnisse, in der Abschaffung des Christentums u. s. w. das Heil des Volkes erblickten.
Darum fanden die Rufe nach Freiheit und Gleichheit, die aus Nordamerika herübertönten, in Frankreich offene Ohren. Dort hatten sich in langem Kampfe die englischen Kolonieen von ihrem Mutterlande losgerissen und zu der Republik der „Vereinigten Staaten" zusammengeschlossen. Die Unzufriedenheit wuchs im französischen Volke in erschreckender Weise. 1774 starb Ludwig Xv., und Ludwig Xvi. bestieg den Thron. Das war ein einfacher, edler Mann, der mit seiner Gemahlin, einer Tochter Maria Theresias, die aber den Franzosen als Ausländerin verhaßt war, des Landes Bestes wollte. Aber das Verderben konnte er nicht aufhalten; er mußte die Sünden seiner Väter büßen.
3. Ausbruch der Revolution. Ludwig Xvi. berief 1789 die Nationalversammlung; die sollte raten helfen, wie die Geldnot beseitigt werden könne. Da aber die Vertreter des Adels und der Geistlichkeit ihre Vorrechte nicht aufgeben wollten, so erklärten die bürgerlichen Abgeordneten, daß sie allein die wahren Vertreter des Volkes seien. Durch die Erstürmung der Bastille (eines großen Gefängnisses in Paris) (14. Juli) und durch seine von einem wüsten Pöbelhaufen erzwungene Übersiedelung von Versailles nach Paris sah sich der König genötigt, alle Wünsche der Nationalversammlung zu erfüllen. Der Staat erhielt eine neue Gnteilung, die Macht des Königs wurde ungemein beschränkt, der Adel und die Geistlichkeit -verloren alle Vorrechte, die Kirchengüter wurden eingezogen und die Mönchsorden aufgehoben. Alles dies erkannte der friedliebende König an; aber noch war man in Paris nicht zufrieden, darum floh der um seine Sicherheit besorgte König im Juli 1791 aus Paris. Aber er wurde erkannt, zwangsweise nach der Hauptstadt zurückgeführt und hier wie ein Gefangener gehalten. Schließlich erklärte man ihn für abgesetzt. Er wurde als Landesverräter zum Tode verurteilt und unter dem Jubelgeheul des entmenschten Pöbels am 21. Januar 1793 hingerichtet. Seine unglückliche Gemahlin ereilte dasselbe Geschick. — Eine wahre Schreckensherrschaft begann nun in Frankreich. Auf den bloßen Verdacht hin, Feinde der neuen Regierung zu sein, wurden Tausende eingekerkert und ohne Recht und Urteil dem Fallbeil (Guillotine) überliefert. Dazu herrschte eine schreckliche Hungersnot. Niemand mochte mehr arbeiten; kein Mensch traute mehr dem andern; darum stockten Handel und Gewerbe. Alle Kreise litten Not, die jeweiligen Macht-haber und deren Freunde ausgenommen. Diese Freiheitsapostel schwelgten und bereicherten sich und zeigten sich als die schlimmsten Tyrannen. Robespierre, Danton und andere Schreckensmänner herrschten unumschränkt. Das Christentum und die christliche Zeitrechnung wurden abgeschafft, dafür wurde die Tugend und die menschliche Vernunft an heiliger Stätte verehrt; der liebe Gott galt als abgesetzt. Nachdem Robespierre seine Genossen dem Henker überliefert hatte, endete auch er, des Verrates an der Republik angeklagt, unter der Guillotine. Und nun traten gemäßigtere Männer an die Spitze der Regierung.
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Extrahierte Ortsnamen: Nordamerika Frankreich Paris Versailles Paris Paris Paris Frankreich
78
Geschichte.
I
Mark senden. In einer von ihm veranlaßten Flugschrift heißt es daher: „was
sind Rhein, Elbe, Oder, Weserstrom heute anders als fremder Nationen Gefangene?
Gedenke, daß du ein Deutscher bist!" — Das dem brandenburgischen Hause gehörige
schlesische Fürstentum Fägerndorf, dessen Herzog während des Rrieges vertrieben
worden war, behielt der Raiser widerrechtlich für sich.
5. Einrichtung einer einheitlichen Verwaltung. Zur Unterhaltung des Heeres
waren große Geldsummen erforderlich. Das Recht aber, Steuern auszuschreiben, be-
saßen in den einzelnen Landesteilen, von denen jeder eine andre Verwaltung und
Besteuerung hatte, die Stände, d. h. die Vertreter des Adels und der Städte. Sie
weigerten sich nicht selten, Steuern zu bewilligen, oder wälzten sie auf den Bauern-
stand ab, während sie selbst abgabenfrei blieben. Besonders die ostpreußischen Stände
wollten nicht zu den allgemeinen Rosten beitragen und pochten auf alte Vorrechte.
Der Rurfürst mußte gegen ihre Führer schließlich Gewalt anwenden. Dann wurde in
allen brandenburgischen Besitzungen unter der Aufsicht kurfürstlicher Beamten für die
Städte eine Verbrauchssteuer auf Mehl, Bier und Tabak, für das flache Land dagegen
eine Grundsteuer d. h. Ackersteuer eingeführt. So mußten alle, auch Adel und Bürger,
zu den allgemeinen Lasten beitragen. Die Einnahmen flössen in die gemeinsame Staats-
kasse. Indem Friedrich Wilhelm die Macht der Stände brach und eine einheitliche
Verwaltung für alle seine Lande von Ostpreußen bis Rleve einrichtete,
ist er der Begründer des brandenburgisch-preußischen Staates geworden.
6 Friedrich Wilhelm wird in Preußen unabhängiger herzog. Im Jahre 1656
brach zwischen Polen und Schweden ein Rrieg aus. Friedrich Wilhelm hätte die unwürdige
polnische Lehnshoheit über Preußen, die dem Grdenslande einst mit Gewalt aufgezwungen
war, gern abgeschüttelt (S. 76). Aber auch die Schweden waren dem Rurfürsten nicht freund-
lich gesinnt und hatten bisher immer versucht, ihn in seinen Rechten auf Pommern zu ver-
kürzen. Obgleich Friedrich Wilhelm also keinen Anlaß hatte, den polen oder Schweden zu
helfen, mußte er sich an dem Rriege beteiligen,- denn das Herzogtum Preußen lag zwischen
den beiden Gegnern. Tat er es nicht, so wurde Preußen verwüstet und von dem Sieger jeden-
falls behalten. Unter dem Zwange der Verhältnisse tratfriedrichwilhelm auf Schwedensseite,
und die Polen wurden von den vereinten Schweden und Brandenburgern in der dreitägigen
Schlacht bei Warschau geschlagen. Schon hierbei hatten sich dieschweden nicht als ehrliche
Bundesgenossen erwiesen nach dem Siege ließen sie sogar den Rurfürsten im Rampfe gegen
polen allein. Da trat Friedrich Wilhelm kurz entschlossen auf des Polenkönigs Seite. Dieser
sicherte ihm dafür die Befreiung von der Lehnshoheit über Preußen, sowie die Lande Lauen-
burg und Bütow zu, die früher zu Hinterpommern gehört hatten. Diese Abmachungen wurden
im Frieden von Gliva 1660bestätigt. So war der Rurfürst unabhängiger herzog
von Preußen und damit ein selb st ändigereuropäischerlandesherr geworden.
Ludwig Xiv. von Frankreich. Frankreich war damals das mächtigste Land
Europas. Rönig Ludwig Xiv. führte eine glänzende Hofhaltung, die von vielen deutschen
Fürsten nachgeahmt wurde, so daß französische Sitten, französische Rleidertracht und Sprache in
Deutschland eindrangen. — Um sein Reich zu vergrößern, mißbrauchte Ludwig Xiv seine Macht
zu „Raubkriegen" gegen die Niederlande und Deutschland. Die Schwäche des deutschen Reiches be-
nutzteer, um mitten im Frieden Straßburg an sich zu reißen (1681). Die schöne deutsche Rhein-
pfalz ließ er in eine Wüste verwandeln und die wehrlosen Städte Speper, Worms, Heidelberg u. a.,
sowie über 1000 Dörfer niederbrennen. Nicht einmal die alten deutschen Raisergräber in Speper
blieben verschont. Das herrliche Heidelberger Schloß wurde in die Luft gesprengt. Don dieser Zeit
an sah das deutsche voll die Franzosen als seine Erbfeinde an. — Ludwig Xiv. hob auch das Edikt
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Extrahierte Ortsnamen: Rhein Polen Schweden Schweden Schweden Schweden Warschau Hinterpommern Gliva Frankreich Frankreich Europas Deutschland Niederlande Deutschland Rhein- Worms Heidelberg
82
Geschichte.
I
rakter war er gutmütig und milde und wurde deshalb von seinem Volke aufrichtig
geliebt. Bei Beginn seiner Regierung erhob er seinen Erzieher, den trefflichen Dankel-
mann, zu seinem ersten Ratgeber und ver-
waltete sein Land in der sparsamen Weise
seines Vaters. Da er aber von großem
Ehrgeize erfüllt war, wollte er es bald dem
prunkliebende Franzosenkönige Ludwig Xiv.
gleichtun. Rls Dunkelmann ihm über die
wachsenden Rusgaben der Hofhaltung Vor-
stellungen machte, fiel er in Ungnade, und
ein andrer Ratgeber, der sich durch Schmei-
chelei Friedrichs Gunst erworben hatte, trat
an seine Stelle. Run folgte am Hofe ein
prächtiges Fest auf das andre. — Rls Lud-
wig Xiv. den 3. Raubkrieg gegen Deutschland
begann, zog Friedrich Iii. wie einst sein
Vater an den Rhein, und seine Truppen
nahmen den Franzosen die von ihnen besetzte
Stadt Bonn wieder weg. Der Rrieg wurde
jedoch vom Raiser ohne Eifer betrieben, so daß
Ludwig Xiv. beim Friedensschlüsse Straßburg
und andre geraubte Reichsstädte behalten konnte.
2. Friedrich wird Uönig in Preußen. Friedrich besaß unter allen deutschen
Reichsfürsten nächst dem Raiser das größte Landgebiet, und Brandenburg genoß seit
der Zeit seines Vaters hohes Rnsehen. Rls nun der Rurfürst von Sachsen, dessen Riacht
der brandenburgischen nachstand, Röntg von Polen wurde, erwachte in Friedrich der
glühende lvunsch, ebenfalls die Rönigswürde zu erlangen. Rls deutscher Reichsfürst
konnte er es nicht, da es in Deutschland nur einen Röntg gab, nämlich den Raiser.
Friedrich war aber zugleich unabhängiger Herzog in Preußen, das nicht zum Reiche
gehörte. Dort war seine Erhebung zum Röntge mögliche freilich mußte der deutsche
Raiser ihn als Rönig anerkennen. Der Rurfürst scheute am Hofe zu Ivien weder Mühe
noch Rosten, um die Zustimmung zu erhalten. Endlich willigte der Raiser ein, und Fried-
rich versprach dafür, ihm in dem spanischen Erbfolgekriege (S. 79) 8000 Mann Truppen
zu senden. — Run zog der Rurfürst mit einem großen Gefolge, zu dessen Fort-
schaffung mehr als 300 lvagen gebraucht wurden, nach Rönigsberg. 3m Saale des
Schlosses, wo sich die vornehmsten Männer des Landes und die Stände des Herzogtums
Preußen versammelt hatten, war der Thron aufgeschlagen. Dort setzte Friedrich Iii.
sich selbst und seiner Gemahlin am 18. Januar 1701 die Ränigskrone auf
das Haupt. Unter einem Thronhimmel, der von preußischen Edelleuten getragen
wurde, im Purpurmantel und mit der Rrone aus dem Haupte, begab er sich dann nach
der Rirche, wo die feierliche Salbung durch den Geistlichen stattfand. Mehrtägige öffent-
liche Feste folgten auf die Rrönung. Der Rurfürst nannte sich von nun an „Friedrich I.,
Röntg in Preußen". Zum Rndenken stiftete er den „hohen Grden vom schwarzen
Rdler", der die Inschrift trägt: „Suum cuique“ d. h. ,,Jedem das Seine". Für die
Bewohner aller brandenburgisch-preußischen Lande kam nun der Name Preußen
auf. — Dem Raiser hielt der neue Röntg sein versprechen treulich, und unter
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Rhein Bonn Straßburg Brandenburg Sachsen Polen Deutschland Rönigsberg
110
Geschichte.
I
Prinz Wilhelm. Bei Bar für flube (bar ßür ohb), wo die Hauptarmes über die
Franzosen einen Sieg erfocht, erhielt der siebzehnjährige Prinz Wilhelm, der zweite Sohn des
Königs, die Feuertaufe. Ein russisches Regiment befand sich im heftigen Kampfe und erlitt
starke Verluste. Da sandte der König seinen Sohn Wilhelm mit einem Aufträge zu der kämpfenden
Truppe. Der junge Prinz führte den Befehl mit großer Kaltblütigkeit aus und erwarb sich dadurch
die Achtung der russischen Offiziere, die beifällig unter sich äußerten: „Das wird ein Prinz
Heinrich!" ($. 92, c.) Der König verlieh ihm das Eiserne Kreuz.
g) Napoleons Abdankung. Napoleon, der durch die fortwährenden Kriege
seinem Volke ungeheure Opfer an Gut und Blut auferlegt hatte, wurde nach der Ein-
nahme von Paris gezwungen, die Krone niederzulegen, und nach der Insel Elba ver-
bannt. Den französischen Thron bestieg der Bruder des Hingerichteten Königs unter
dem Namen Ludwig Xviii.
h) Der erste pariser Friede. Beim Friedensschlüsse wurde Frankreich sehr milde
behandelt. Preußen verlangte zwar, ihm die ungeheuren Kosten zu erstatten, die der
Durchzug der Franzosen 1812 verursacht hatte, es wünschte ferner, daß die alten
deutschen Lande Elsaß und Lothringen an Deutschland zurückgegeben würden. Diese
Forderungen wurden jedoch von den andern Mächten abgelehnt. Frankreich zahlte
keine Kriegskosten und brauchte nicht einmal alle geraubten Kunstschätze herauszugeben.
Die Ziegesgöttin vom Brandenburger Tor, sowie der Hut und der Degen Friedrichs des
Großen wurden indessen nach Berlin zurückgebracht. — Zur Neuordnung Europas sandten
alle Ztaaten Vertreter zu einer großen Versammlung nach Wien (Wiener Kongreß).
i) Napoleons Rückkehr. In Frankreich war das Volk mit Ludwig Xviii., der
alle Anhänger Napoleons ihrer Ämter entsetzte, nicht zufrieden. Besonders die alten
Zoldaten Napoleons, von denen die meisten bitterer Armut ausgesetzt waren, ersehnten
seine Herrschaft zurück. Auf dem Wiener Kongresse brachen unter den verbündeten
Fürsten wegen der Neuordnung der Länder Streitigfeiten aus, die fast zum Kriege
führten. — Napoleon hatte von Elba aus alles beobachtet. Er entwich unvermutet von
der Insel, landete an der französischen Küste und bemächtigte sich, mit Jubel von
seinen alten Kriegern begrüßt, in wenigen Tagen wieder der Herrschaft. Die Nachricht
von seiner Rückkehr machte die Mächte einig, und ein neuer Krieg gegen ihn wurde
beschlossen.
k) Belle Alliance (1815). Die Preußen unter Blücher und Gneisenau und die
Engländer unter Wellington waren zuerst auf dem Platze und wollten sich in Belgien
vereinigen. Ehe dies aber gelang, warf sich Napoleon auf Blücher und besiegte ihn in
einer blutigen Zchlacht. Im Kampfgetümmel stürzte der greise Feldmarschall mit seinem
Pferde und wäre beinahe in Gefangenschaft geraten. Napoleon glaubte, die Preußen
würden sich nach dem Rheine zurückziehen; Blücher faßte jedoch den kühnen Entschluß,
mit seinen geschlagenen Truppen seitlich in der Richtung auf das englische Heer zurück-
zugehen, und sagte Wellington Unterstützung zu. — Am 18. Juni 1815 griff Napoleon
die Engländer bei Waterloo an. Wellington kam bald in eine so ernste Lage, daß er,
als fast die Hälfte seiner Krieger tot oder verwundet das blutige Feld bedeckte, die Nacht
oder Blücher herbeiwünschte. — Die Preußen waren schon seit frühem Morgen auf dem
Marsche. Sie kamen aber, durch die unerhörten Anstrengungen der vergangenen Tage
ermüdet, nur mühsam vorwärts, da die Wege durch langen Regen aufgeweicht waren.
Blücher mahnte mit den Worten: „Ich habe es meinem Bruder Wellington versprochen!"
immer wieder zur Eile, obschon er selbst an seinem Oberschenkel, der durch den Zturz
vom Pferde gequetscht worden war, arge Zchmerzen litt. Als Wellingtons Not auf das
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Extrahierte Ortsnamen: Napoleons Paris Elba Frankreich Lothringen Deutschland Frankreich Berlin Europas Wien Napoleons Frankreich Napoleons Napoleons Elba Wellington Belgien Rheine Wellington Wellington
I
Geschichte.
79
von Nantes auf (5. 66) und suchte seine evangelischen Untertanen mit Gewalt der katholischen
Kirche zuzuführen. — Zwischen Frankreich und dem deutschen Kaiser entstand wegen der Thron-
folge in Spanien später ein langer Krieg, durch den Ludwig sein großes Ansehen in Europa
verlor. Der Kaiser wurde in diesem „Spanischen Erbfolgekriege" von Preußen unterstützt.
7. Zehrbellin. Friedrich Wilhelm hielt sich von der allgemeinen Bewunderung
Ludwigs Xiv. fern. Er sprach, schrieb und handelte deutsch. Rls der Franzosenkönig
über die Niederlande herfiel, erklärte Friedrich Wilhelm: „wenn des Nachbars Haus
brennt, so gilt's dem eigenen" und führte seine Truppen gegen die Franzosen an
den Nhein. Buch der deutsche Kaiser sandte ein Heer. Da Ludwig Xiv. wußte, daß
der Kurfürst sein gefährlichster Gegner war, bewog er die Schweden, unvermutet von
Der Große Kurfürst bei Fehrbellin.
Vorpommern aus in Brandenburg einzufallen. Die märkischen Bauern versuchten
vergeblich, sich der Feinde, die das Land furchtbar verwüsteten, zu erwehren. Rls
Friedrich Wilhelm die Nachricht von dem Friedensbruche empfing, eilte er mit seiner
Reiterei und einigen tausend Mann Fußvolk, das auf wagen gefahren wurde, seinem
bedrängten Lande zu Hilfe. So schnell kam er aus Süddeutschlaud heran, daß Derfflinger
die Schweden bei Rathenow überraschen und sich der Stadt bemächtigen konnte. Der
Kurfürst blieb den Feinden mit seinen Reitern auf den Fersen und zwang sie am
28. Juni 1675 bei Fehrbellin an den Sümpfen des Rhins zur Schlacht. Tr selbst
geriet mehrmals in das Gewühl des Kampfes, aus dem er nur mit Mühe herausgehauen
wurde. (Der Gpfertod des Stallmeisters Froben, der allerdings an des Kurfürsten
Seite fiel, ist Sage.) Die Schweden wurden trotz ihrer Übermacht vollständig geschlagen
(Gedicht: Der Große Kurfürst bei Fehrbellin). Der Sieg bei Fehrbellin ist die erste
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Hrsg.: Nowack, Hugo, Sieber, Hermann, Steinweller, F., Paust, J. G., Rohn, R. A.
Auflagennummer (WdK): 6
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
72
Geschichte.
und Dörfer gründeten. Albrecht stiftete viele Klöster und rief Templer- und
Johanniterritter ins Land, die das Christentum unter den Wenden verbreiteten
und sie besseren Ackerbau und deutsche Sitte und Sprache lehrten.
2. Unter Albrechts Nachfolgern ist Otto Iv. piit dem Pfeile zu nennen.
Er wollte Magdeburg strafen, weil nmn seinen Bruder nicht zum Erzbischof
gewählt hatte. Aber er wurde gefangen genommen und in einem Käfig öffent-
lich zur Schau gestellt. Erst gegen hohes Lösegeld wurde er freigegeben. Bei
der Belagerung von Staßfurt traf ihn ein Pfeil, dessen Spitze er ein Jahr
im Kopfe herum tragen mußte. — Er erlebte aber noch die Freude, daß sein
Bruder Erzbischof von Magdeburg wurde.
3. Ihm folgte sein Neffe Waldemar. Er sorgte eifrig für des Landes
Wohl, führte daneben aber auch gewaltige Kriege. Einst verbanden sich alle
seine Feinde zu einem furchtbaren Bunde; doch vermochte er ihnen in der
Schlacht bei Gransee so glücklich zu widerstehen, daß er seine Besitzungen
behaupten konnte. Er starb 1319, erst 28 Jahre alt. Im nächsten Jahre
erlosch das askanische Haus, und nun kamen schlimme Zeiten für Brandenburg.
0. Bayern (1324—1373). Kaiser Ludwig der Bayer, der einige Zeit
nach Kaiser Albrecht (s. § 10. 4) im Reiche herrschte, schenkte das herrenlose
Brandenburg seinem Sohne Ludwig. Kaiser Ludwig war nicht von allen
Fürsten anerkannt worden; einige derselben hatten Friedrich den Schönen
von Österreich gewählt. In den nun entstehenden Kriegen hatte auch Branden-
burg schwer zu leiden. Der Papst, der sich auf die Seite der Österreicher
stellte, belegte das Land mit dem Interdikt (d. h. alle kirchlichen Handlungen
waren verboten). Gegen Ende seiner Regierungszeit machte sich der Kaiser
Ludwig durch seine Ländergier den Fürsten so verhaßt, daß sie ihm in dem
Böhmenkönig Karl Iv. ans dem Hanse der Luxemburger einen Gegenkönig
erwählten. In der Zeit der nun beginnenden Kämpfe starb Kaiser Ludwig
auf einer Bärenjagd. Sein Sohn, der Markgraf Ludwig, kümmerte sich wenig
um Brandenburg und kam nur in das Land, um Geld zu fordern. Darum
war er wenig beliebt, und groß war allerorten die Freude, als die Kunde
erscholl, Waldemar sei von einer heimlichen Pilgerfahrt ins Gelobte Land
zurückgekehrt. Viele Städte Brandenburgs fielen demselben zu, andere nannten
ihn mit dem Markgrafen Ludwig „den falschen Waldemar". Jetzt begannen
nun wieder Kriegsstürme in Brandenburg. Auch Kaiser Karl Iv. erkannte
in dem Zurückgekehrten den rechten Markgrafen an. Aber wenige Jahre
später erklärte der schlaue Karl Iv., da er mit Ludwig und dessen Freunden
im Reiche Frieden haben wollte, jenen Waldemar für einen Betrüger. — Bald
darauf trat Ludwig die Mark an seine Brüder Ludwig den Römer und Otto
den Faulen ab. Zu ihrer Zeit erließ Karl Iv. ein Gesetz (genannt die
„Goldene Bulle") 1356, in welchem sieben Fürsten das Recht der Kaiser-
wahl zugesprochen wurde, die darum Kurfürsten hießen; zu ihnen gehörte
auch der Markgraf von Brandenburg. Der leichtsinnige und faule Otto ver-
kaufte nach des Bruders Tode die Mark an Karl Iv. und damit kamen
D. die Luxemburger in Brandenburg zur Regierung. Karl Iv., der
sich um Deutschland so wenig kümmerte, daß man ihn des deutschen Reiches
Erzstiefvater nannte, sorgte für seine eigenen Länder (Böhmen, Schlesien und
Brandenburg) wie ein rechter Vater. Er stiftete 1348 in Prag die erste
deutsche Universität, unterstützte Ackerbau und Gewerbe und sorgte für gerechte
Verteilung der Abgaben. In der Mark folgte ihm sein Sohn Sigismund
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
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TM Hauptwörter (200): [T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp]]
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Erzstiefvater